Leere Herzen : Roman

Zeh, Juli, 2017
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Medienart Buch
ISBN 978-3-630-87523-1
Verfasser Zeh, Juli Wikipedia
Systematik DE - DE Erzählende Texte/Epik/Prosa
Schlagworte Zukunft, Politik, Leben, Thriller, Überzeugung, Gefahr
Verlag Luchterhand
Ort Berlin
Jahr 2017
Umfang 347 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Juli Zeh
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Ingrid Kainzner;
Nach 2020 leben die Menschen in Deutschland abgesichert, aber ohne wirkliche Entscheidungsfreiheit und Ziele - was die erfolgreiche Britta, die mit einem bizarren Geschäftsmodell reich geworden ist, eines Tages vor eine folgenschwere Entscheidung stellt. (DR)
Die Welt in den Jahren nach 2020 hat sich grundlegend verändert: Die Europäische Union ist Geschichte, die Rechtspopulisten haben gewonnen und in Russland und den USA sitzen die Autokraten fest im Sattel. In Deutschland ist nach der Ära Merkel die "Besorgte Bürger Bewegung" an die Macht gekommen, es gibt zwar ein gesichertes Grundeinkommen, aber keinen gesellschaftlichen Diskurs mehr. Die Gespräche drehen sich um Ernährung, Haus- und Gartengestaltung, das Wetter. In Braunschweig betreibt Britta Söldner mit ihrem Geschäftspartner Babak ein lukratives Unternehmen, die "Brücke": Sie fischen aus dem Internet potenzielle Selbstmörder und bieten ihnen ein zehnstufiges Training an, nach dessen Durchlauf sie entweder geheilt sind oder als nicht therapierbar gelten. Diese Unbelehrbaren vermittelt sie als Selbstmordattentäter an gemeinnützige Organisationen, zum Beispiel im Bereich Umwelt oder aber an Terrororganisationen. Die "Brücke" agiert diskret und ihre Aktivitäten halten sich im Rahmen. So können Britta und Babak unbehelligt ein Vermögen anhäufen. Doch dann passiert ein außerplanmäßiger Terroranschlag auf dem Leipziger Flughafen und Britta und Babak müssen erkennen, dass sie überwacht und verfolgt werden.
Juli Zeh schildert sehr realistisch das Milieu und die Verfasstheit ihrer ProtagonistInnen. Obwohl die coole Britta sich wie die Mehrheit der Bürger von allen idealistischen Vorstellungen verabschiedet hat, lässt sich das Gefühl, ihren Erfolg einem mehr als fragwürdigen Geschäftsmodell zu verdanken, nicht ganz beiseiteschieben. Doch erst als das Bedrohungsszenario, in das sie und ihre Firma schlittern, eskaliert, muss sie eine existenzielle Entscheidung treffen.
Der Autorin ist es offenbar darum gegangen, das Psychogramm einer Gesellschaft zu entwerfen, die materiell abgesichert ist, in der es aber keine Ziele mehr gibt, für die es sich zu leben lohnt. Das Bedürfnis, ein sinnvolles Leben zu gestalten, lässt sich jedoch auf Dauer nicht unterdrücken. Der äußerst spannend geschriebene Roman bietet sowohl Unterhaltung als auch Diskussionsstoff und ist sehr zu empfehlen.