Unter der Drachenwand : Roman

Geiger, Arno, 2018
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-446-25812-9
Verfasser Geiger, Arno Wikipedia
Systematik DE - DE Erzählende Texte/Epik/Prosa
Schlagworte Nationalsozialismus, Tod, Liebe, Krieg, Familie, Gefahr, Mondsee, Verletzung
Verlag Carl Hanser
Ort München
Jahr 2018
Umfang 480 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Arno Geiger
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Reinhard Ehgartner;
Krieg und Liebe, Unterdrückung und Freiheit, Sehnsucht und Verzweiflung im Jahr 1944 unter der Drachenwand am Mondsee. (DR)
Von Mondsee aus hat man einen Blick auf die imposante Drachenwand, an deren Fuß die Ortschaft Schwarzindien liegt. Was sich landschaftlich wie sprachlich so romantisch ausnimmt, steht im Kriegsjahr 1944 unter gänzlich anderen Vorzeichen: Die anfängliche Kriegsbegeisterung ist längst schalen Durchhalteparolen gewichen, Nahrungsmittel und Kleidung werden knapp und aus der Luft droht die Gefahr feindlicher Bomber. Hierher hat es den jungen Soldaten Veit Kolbe verschlagen, der nach schwerer Kriegsverletzung auf Genesungsurlaub weilt. Der Krieg hat ihm seine Jugend gestohlen, mit fatalistischer Interesselosigkeit verfolgt er den Untergang des Reichs.
Bewegung in die lähmende Ereignislosigkeit der in Kälte erstarrten Gegend bringen die Zugereisten und Außenseiter: Da ist der ein Gewächshaus betreibende Brasilianer, der seinem Südamerikaaufenthalt nachtrauert und sich das Gefühl von Freiheit und Widerständigkeit bewahrt hat, da ist eine Gruppe aus Wien verschickter Mädchen, in der paramilitärische Ordnung und Liebeserwachen aufeinanderstoßen, und da ist Margot: Die aus Darmstadt stammende junge Mutter ist Veits Nachbarin. Aus wechselseitiger Unterstützung wird eine intensive Liebschaft, aus der Veit nach und nach die Kraft schöpft, sich dem Leben zu stellen, seine neuerliche Einberufung zu sabotieren und das Fangnetz väterlicher Geringschätzung zu durchschneiden.
Kontrastierend läuft im Hintergrund die Parallelgeschichte einer jüdischen Familie, die über verschiedene Stationen ihrer Vernichtung entgegengeht.
Es ist weniger der große Plot, aus dem dieser fantastische Roman seine Kraft bezieht, es ist vielmehr die erzählerische Präzision in der Darstellung von Alltagsabläufen, die einen gefangennimmt. Krieg und Liebe, Unterdrückung und Freiheit, Sehnsucht und Verzweiflung werden nicht erklärt oder vorgeführt, sie wachsen verhalten wie unaufhaltsam zwischen den Tabletten, Schallplatten, Briefen, Zigaretten und dem Waschen der Windeln hervor.

----
Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp);
Autor: Sigrid Klotz;
Mondsee 1944: Der junge Soldat Veit Kolbe kommt wegen einer Kriegsverletzung von der Front zurück nach Wien. Er hält es jedoch bei seinen Eltern nicht mehr aus und zieht zum Mondsee; sein Onkel, dort Polizeiwachtmeister, konnte ihm ein Zimmer vermitteln. Er leidet an seinen Verletzungen und immer wiederkehrenden Panikattacken.
Am Mondsee lernt Veit Margarete kennen, eine junge Lehrerin, die dort fünfunddreißig aus Wien verschickte Mädchen betreut und unterrichtet. Sie geht auf seine Avancen nicht ein.
Doch irgendwann weckt die junge Darmstädterin, die im Zimmer nebenan mit ihrem Baby lebt, sein Interesse. Er verbringt immer mehr Zeit mit ihr und dem Kind und fühlt sich bei ihnen geborgen und glücklich. Gleich nebenan bewirtschaftet der "Brasilianer" ein Gewächshaus, er träumt von der Rückkehr nach Rio de Janeiro und redet sich um Kopf und Kragen. Während er im Gefängnis ist, kümmern sich Veit und Margot, die Darmstädterin, um das Gewächshaus. Doch der Krieg ist noch nicht aus, und Veit wartet auf seine Rückberufung an die Front.
Die Beschreibung des Krieges aus der Sicht der Daheimgeblieben ist eine höchst interessante Perspektive. Hier werden nicht die Gräueltaten an der Front beschrieben, sondern die Leiden, Ängste und Entbehrungen der Frauen, Kinder und Alten. Es ist ein Buch über den Alltag und die Gefühlswelt der Wartenden. Briefe und Tagebücher geben eine Innenaufnahme dieser Zeit.
Ein absolut herausragender Roman, der mich zutiefst beeindruckt hat.
Dieses Buch darf in keiner Bibliothek fehlen. Eine unbedingte Leseempfehlung an alle Leserinnen und Leser.