Von dieser Welt : Roman

Baldwin, James, 2018
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Medienart Buch
ISBN 978-3-423-28153-9
Verfasser Baldwin, James Wikipedia
Beteiligte Personen Mandelkow, Miriam Wikipedia
Beteiligte Personen Lueken, Verena Wikipedia
Systematik DE - DE Erzählende Texte/Epik/Prosa
Schlagworte Gesellschaft, USA, 20. Jahrhundert, Familie, Diskriminierung, Schicksal, Harlem, Afroamerikaner
Verlag dtv
Ort München
Jahr 2018
Umfang 317 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage Neuübers.
Sprache Deutsch
Verfasserangabe James Baldwin. Aus dem amerikan. Engl. von Miriam Mandelkow. Mit einem Vorw. von Verena Lueken
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Ingrid Kainzner;
Selbstfindung eines schwarzen Jungen, der sich nicht nur in einer den Schwarzen feindlich gesinnten Umwelt, sondern auch gegen einen sadistischen Stiefvater behaupten muss. (DR)
Harlem, New York um 1930: Hier wächst John Grimes, ein aufgeweckter, sensibler Bub, in bitterer Armut auf. Seine Familie ist tief religiös, der Stiefvater Gabriel Prediger einer Pfingstbewegung. An Johns vierzehntem Geburtstag bricht vieles, was bisher unter der Oberfläche gebrodelt hatte, auf. Sein Halbbruder Roy kommt von Messerstichen schwer verletzt nach Hause. In der Folge entbrennt zwischen seinen Eltern ein heftiger Streit, der in einem Gewaltexzess endet. John ist von ambivalenten Gefühlen hin und her gerissen. Er fürchtet und verabscheut seinen Stiefvater, ist aber auch stark von ihm geprägt. Seine erwachende Sexualität, das Aufbegehren gegen die väterliche Tyrannei und die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstentfaltung kollidieren mit dessen patriarchaler Autorität. Was ihn aufrecht hält sind die Liebe seiner Mutter, die Freundschaft mit einem etwas älteren Jungen der Kirchengemeinde und die Unterstützung seiner resoluten Tante. Ein ekstatisches Erweckungserlebnis, das ihn bei einem Gottesdienst vor der Gemeinde als Prediger offenbart, gibt ihm die Zuversicht, sich gegen alle Widrigkeiten behaupten zu können.
In seinem autobiografischen Roman schildert Baldwin das Aufwachsen eines Kindes, das nichts anderes kennt als den täglichen Überlebenskampf, die Verachtung der Weißen und die reale Gefahr, ohne Grund zusammengeschlagen zu werden. Für seinen Protagonisten (wie seinerzeit für den Autor) wird dieses ohnehin schon prekäre Leben durch einen sadistischen Stiefvater noch schwieriger. In Rückblenden wird das Schicksal von Johns Eltern lebendig. Als Kinder von Müttern, die noch als Sklavinnen geboren wurden, suchen sie selbst eine bessere Zukunft im Norden. Doch auch dort stoßen sie auf eine ihnen feindlich gesinnte weiße Bevölkerung. Die erlittenen Traumata sind eine Bürde, an denen noch ihre eigenen Kinder schwer tragen werden. Trost und Halt wird in einer inbrünstig gelebten Religiosität gesucht, an deren strengen Forderungen aber auch der fanatische Gabriel scheitert, als er eine außereheliche Beziehung eingeht und das Mädchen, als es schwanger wird, seinem Schicksal überlässt.
James Baldwin (1924-1987) gelang es aufgrund seiner außergewöhnlichen Begabung zu dem führenden schwarzen Autor der USA zu werden. Rassendiskriminierung, Sex, Gewalt, Liebe und Religion sind die Themen sowohl seiner Romane und Erzählungen als auch seiner scharfsinnigen und stilistisch brillanten Essays. Nach seinem Tod geriet sein Werk zwar nicht in Vergessenheit, doch man hielt die darin behandelten Probleme für überholt. Nicht zuletzt durch den Rechtsruck, der in den USA unter Trump einen kräftigen Aufwind bekommen hat, beschäftigen sich zeitgenössische schwarze Autoren wieder verstärkt mit dem Thema Rassismus. Auch das Werk James Baldwins wird wieder neu entdeckt. Im deutschsprachigen Raum macht dtv den Auftakt mit dem vorliegenden Roman und wird in Folge das gesamte Werk in neuer Übersetzung herausbringen. "Von dieser Welt" ist so eindringlich und fesselnd geschrieben, dass man als Leser, als Leserin, aufgewühlt und zutiefst berührt ist. Ein Stück Weltliteratur, das jede Bibliothek bereichert.